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Geografie und Geschichte

Geographische Lage

HirschthalDas sich vom ursprünglich kleinen, stillen Bauerndorf zur aufstrebenden Wohngemeinde wandelnde Hirschthal liegt im mittleren Suhrental, am Ausgang eines von Osten her einmündenden Seitentälchens, genannt Tal. Der Gemeindebann erstreckt sich über dieses Tal mit seinen nördlichen und südlichen Anhöhen und einen Ausschnitt quer über das Suhrental. Der weitgehend offen belassene, südlich mit einem Uferweg gesäumte Talbach, der in die sich am westlichen Dorfrand vorbeiwindende Suhre mit ihren baumbestandenen Ufern mündet, unterstreicht den typisch ländlichen Charakter unseres Dorfes mit hohem Wohn- und Erholungswert. Die an der Gesamtfläche von 353 ha mit 170 ha partizipierenden Waldungen dehnen sich über die Hügelzüge aus.

Geschichtliches

In alten Archivalien auch Hyrztale, Hirsstal, Hirztal usw. benannt, ist die Siedlung im Jahre 893 im Fraumünsterrodel das erste Mal erwähnt. Als Untertanenland gehörte Hirschthal im Mittelalter den Grafen von Lenzburg, Kyburg und Habsburg. Nachdem der westliche Aargau von den Bernern erobert worden war, übte die Stadt Bern die Herrschaftsrechte aus, bis im Jahre 1803 die Mediationsverfassung den heutigen Aargau vereinigte und Hirschthal dem Bezirk Aarau als dessen südlichste Gemeinde angegliedert wurde. Als bedeutende Persönlichkeit der Gemeinde verdient Johann Rudolf Müller Erwähnung, der von 1824 bis 1894 gelebt hat. Er ist in einfachen bäuerlichen Verhältnissen in Hirschthal aufgewachsen. Nach Studienabschluss wurde er Vikar in Birrwil, Reitnau und Riken, Dorfpfarrer von Densbüren und Schulreformer. 1864 ernannte man ihn zum Direktor der kantonalen Strafanstalt in Lenzburg, wo er als liberaler Theologe den modernen Erziehungsstrafvollzug einführte. Dieser fand unter der Bezeichnung «Progressivsystem» bald im In- und Ausland Anwendung und ist im geltenden schweizerischen Strafgesetzbuch verankert.

Verkehrsverbindungen, Bau- und Bevölkerungsentwicklung

Bild ländliche Idylle

Die nachhaltige Entwicklung Hirschthals dürfte hauptsächlich auf zwei Faktoren, die verkehrsgünstige Lage und die hohe Wohnqualität, zurückzuführen sein, die ein zentrumsnahes Wohnen in ländlicher Idylle ermöglichen.
Ausgelöst durch den Bau der heutigen Autobahn A1, wurde im Jahr 1961 die Güterregulierung beschlossen, die während 27 Jahren andauerte. Das von ihr erstellte und vorab der Landwirtschaft dienende Strassennetz konnte von der Gemeinde übernommen und zum Teil gleichzeitig für die Erschliessung von Baugebiet ausgebaut werden. Damit waren die Voraussetzungen zur Überbauung der attraktiven, aussichtsreichen Wohnlagen im Hanggebiet «Egg-Müsrain» weitgehend erfüllt und der im Jahre 1977 einsetzende, regelrechte Bauboom hat sich bis heute nahezu ungebrochen fortgesetzt. Zu dieser Entwicklung massgeblich beigetragen hat sicher auch das Vorhandensein eines leistungsfähigen öffentlichen Verkehrsmittels. Die mit bedeutenden Beiträgen von Bund, Kanton und Gemeinden in den letzten Jahren stark modernisierte Wynental- und Suhrentalbahn (AVA Aargau Verkehr), deren Eigentrassierung (Entflechtung von Schiene und Strasse) auf dem ganzen Streckennetz angestrebt wird und in unserer Gemeinde Ende der achtziger Jahre realisiert wurde, gewährleistet eine rasche Verbindung zum Kantonshauptort mit Schnellzuganschlüssen in alle Richtungen. Mit der Neuerstellung der gleichzeitig als Umfahrungsstrasse und Autobahnzubringer dienenden Suhrentalstrasse in den Jahren 1976/77 wurden die Verkehrsverhältnisse optimiert; die Fahrzeiten zu den Zentren von Zürich, Bern, Basel und Luzern betragen eine halbe bis maximal eine ganze Stunde.

Viele Zuzüger haben in unserem Dorf den Traum eines Eigenheimes verwirklichen können. Hirschthal gilt denn auch als typisches «Einfamilienhaus-Dorf» mit einem hohen Anteil an selbstbewohntem Wohneigentum und verhältnismässig wenigen Mehrfamilienhäusern. Darauf ist es zurückzuführen, dass die Gemeinde auch während der Hochkonjunktur von sogenannten Spekulationsobjekten verschont blieb und die Bevölkerungszahl trotz der gut 20-jährigen regen Bautätigkeit nie sprunghaft angestiegen ist.

Wirtschaft

Als den meistverbreiteten Erwerbszweig kannte man in früheren Jahren neben der Landwirtschaft die Baumwollindustrie. Ums Jahr 1785 war etwa ein Fünftel der damaligen Einwohnerschaft als Weber, Spinner und Spuler tätig.
Nebst verschiedenen Kleingewerbe- und Dienstleistungsbetrieben sind heute in der Gemeinde vor allem drei namhafte Industriebetriebe domiziliert. Darunter ist die Firma PFIFFNER, die Produkte für die Stromverteilung herstellt, diese weltweit exportiert und die heute im Dorf rund 230 Arbeits- und Ausbildungsplätze anbietet. Im Weiteren die seit 1996 im Ort angesiedelte Firma Jungheinrich AG, die Flurförderzeuge und Lagertechniken unterhält und vertreibt, ebenfalls weltweit tätig ist und momentan rund 300 Arbeits- und Ausbildungsplätze aufweist. Daneben verfügt auch die Meier Gartenbau und Tiefbau AG über rund 50 Arbeits- und Ausbildungsplätze. Einige landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe runden das Bild ab.

Öffentliche Bauten, Infrastruktur

Als bedeutende öffentliche Bauwerke der jüngeren Vergangenheit verdienen der Umbau und die Erweiterung des Schulhauses mit Anbau des VerbindungstraktesGemeindehaus zur Turnhalle im Jahr 1978 und der Neubau des Post- und Gemeindehauses in den Jahren 1972/73 Erwähnung. Beide Gebäude wurden im Jahr 1998 einer dringend nötigen Aussensanierung unterzogen, wobei das Post- und Gemeindehaus – bisher ein Sichtbetonbau mit Flachdach – durch verputzte Fassaden und den Aufbau eines mit Ziegeln eingedeckten Walmdaches zugleich eine markante ästhetische Aufwertung erfuhr.

Die Gründung des Altersheimvereins Muhen–Hirschthal–Holziken durch die drei Trägergemeinden ermöglichte den Bau eines regionalen Altersheimes in Muhen, das 1977 seinen Betrieb aufnahm. Im Jahr 1988 konnte der von Heiminsassen und Besuchern gleichermassen geschätzte Cafeteria-Anbau eingeweiht werden. Zur gleichen Zeit erfolgte der Umbau der früheren Dachwohnung in Pensionärszimmer. Seither bietet das Heim Platz für 55 Betagte.

1984 erfolgte der Spatenstich für ein neues Schützenhaus, zu dessen Bau die örtliche Schützengesellschaft mit viel Fronarbeit beigetragen hat. Es enthält im Untergeschoss einen Aufenthaltsraum für etwa 50 Personen, der vorab den örtlichen Behörden, Kommissionen, Vereinen und Parteien zur Verfügung steht. Darüber hinaus kann er auch zu geselligen, kulturellen und feierlichen Anlässen von Einwohnern und auswärtigen Interessenten gemietet werden.

Nach einer längeren Planungszeit, die über zwei Mehrzweckgebäude-Projekte mit geschätzten Baukosten von 8,5 Mio. Franken führte, erteilte der Souverän schliesslich grünes Licht für den Bau eines «abgespeckten» einfachen Werkhofes, zur Abdeckung der dringlichen Bedürfnisse des Bauamtes, des Forstamtes und der Feuerwehr. Das Gebäude, welches im Kellergeschoss 200 öffentliche Schutzplätze enthält, konnte Ende 1995 seiner Bestimmung übergeben werden und kostete 2,5 Mio. Franken.

Als bisher grösstes Bauwerk in der Geschichte Hirschthals mit Gesamtkosten von ca. 7,5 Mio. Franken wurde in den Jahren 2001/2002 die Mehrzweckanlage Hauseingang HirschmattHirschmatt – eine Mehrzweckhalle mit einem Annexbau, in dem verschiedene weitere Räumlichkeiten für verschiedenste Nutzungsanforderungen von Schule, Gemeinde, Vereine und Kirche untergebracht sind – realisiert. Die veraltete und viel zu kleine Turnhalle aus dem Jahre 1933 wurde abgebrochen. Ferner mussten zwei auf dem Areal stehende ältere Wohnhäuser dem Neubau weichen.

Die Abwässer unseres Dorfes werden der regionalen Abwasserreinigungsanlage in Schöftland zugeleitet. Daneben stehen auf dem Tiefbausektor momentan keine grösseren Investitionen an; die Anlagen der Wasserversorgung, das Kanalisationsnetz und die Strassen wurden und werden laufend den veränderten Verhältnissen angepasst.

Schulen, Kirchen, Kultur und Freizeit

In der Gemeinde wird ein Kindergarten für Fünf- und Sechsjährige und die Primarschule (erste bis sechste Klasse) geführt; seit 1998 pflegt sie die integrative Schulungsform (ISF). Die Oberstufe wird in der Nachbargemeinde Schöftland besucht. Hirschthal gehört zur reformierten Kirchgemeinde Schöftland, welche ferner die Gemeinden Bottenwil, Holziken, Schöftland und Staffelbach umfasst. Daneben ist es der römisch-katholischen Kreiskirchgemeinde Aarau und der christkatholischen Kirchgemeinde Aarau zugehörig.Ungefähr zehn mehr oder weniger aktive Vereine bieten der Bevölkerung Gelegenheit, in ihrer Freizeit bei einer sportlichen oder kulturellen Beschäftigung Erholung und Ausgleich zu finden. Ein vermehrtes Engagement der Bevölkerung könnte mithelfen, die teilweise ums Überleben kämpfenden Organisationen zu stärken.